I. Ein deutsch-russisches Schülerprojekt
Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Name ist Laetitia Grunewald und ich bin Schülerin des Friedrichsgymnasiums in Kassel.
In unserem Projekt haben wir uns mit Menschen beschäftigt, die über die verschiedensten Wege aus der Sowjetunion, ihrer Heimat, im Zweiten Weltkrieg nach Nordhessen kamen und nur selten wieder nach Hause zurückkehrten, da sie hier dem Krieg zum Opfer fielen. Umgekehrt haben russische Schüler unserer Partnerschule in Nowy Urengoi Biographien deutscher Kriegsopfer in Russland untersucht und mit uns ihre Erfahrungen geteilt.
Die Menschen, mit denen wir uns beschäftigten, waren Männer und Frauen verschiedenster Berufe und sozialer Herkunft, junge Menschen, gerade so alt wie wir, aber auch Familienväter, die mitten im Leben standen. Mit unserem Projekt möchten wir diesen Personen ein Gesicht geben. Sie starben weitab ihrer Heimat, während ihre Familien zu Hause sehnsüchtig auf eine Nachricht warteten.
Zu Beginn waren wir auf Kriegsgräberfriedhöfen in Kassel. Mit einem merkwürdigen Gefühl sahen wir die Gräber einer so großen Zahl von Menschen, deren Namen zum Teil nicht einmal bekannt waren, als sie hier beerdigt wurden, und auf deren Grabsteinen nur ein „Anonym“ steht. Durch die Recherche, durch das Eintauchen in die Biographie wurden aus Akten, Gräbern, Erinnerungsorten und Begegnungen Menschen.
Verhaftet wurden sie meist in ihrem Heimatland, angeklagt und verurteilt, oft ohne dass es in den Akten irgendwelche Schuldbeweise gab. Sie alle gelangten als Kriegsgefangene nach Nordhessen und viele leisteten hier Zwangsarbeit. Fast alle der Personen starben, wie tausend andere auch, bei den Bombenangriffen auf Kassel. Diejenigen, welche den Krieg überlebten und in ihre Heimat zurückkehren konnten, setzten sich bis zu ihrem Tod für die Erinnerung ein.
Mit unserem Projekt möchten wir dazu beitragen, dass die Erinnerung an diese Menschen wachgehalten wird. Wir möchten ihre Lebensgeschichten erzählen, damit der bei uns Gestorbenen gedacht wird. Denn Versöhnung braucht Erinnerung.
II. Iwan Gusew
Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Name ist Jonas Vaupel und ich bin Schüler des Friedrichsgymnasiums in Kassel.
Iwan Andrejewitsch Gusew. Ein Name; das war alles, was wir hatten, als wir mit der Arbeit an der Biographie begannen. Ohne Leben, ohne ein Gesicht erschien er uns irgendwie fern und entrückt. Welcher Mensch, welches Schicksal verbarg sich hinter diesem Namen? Wir wollten diesem Menschen in Vertretung für Millionen seine Geschichte zurückgeben. Dafür lasen wir viele Akten, waren auf der Kriegsgräberstätte auf dem Kasseler Hauptfriedhof und auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof in Trutzhain.
Am 7. November 1914 wurde Iwan Gusew im Dorf Pupkovo, Kimrskij Raion geboren. Bis der Zweite Weltkrieg ihn aus seinem Leben riss, arbeitete er dort als Rechtsanwalt. Als der Krieg begann, musste er als Offizier der Roten Armee dienen. 1942 wurde er an der rechten Hand verwundet, gefangengenommen und schließlich im Kriegsgefangenenlager in Ziegenhain in Nordhessen zur Zwangsarbeit genötigt. Ostern 1945 wurde er befreit. In Gefangenschaft war er an Tuberkulose erkrankt, die ihn sein Leben lang nicht mehr losließ.
Bei unseren Recherchen stießen wir auf das Tagebuch Gusews. In diesem bezeichnet er seine Gefangenschaft als ein „Reich aus Schrecken und Leid“. 1944 schrieb er: „Heute ist in Deutschland Heiligabend. Draußen herrscht Finsternis. Überall Stacheldraht. Er hat mein ganzes Leben umspannt. Es scheint, dass der Winter, die Kälte, der Hunger, die Sehnsucht und die Not kein Ende nehmen werden und dass es in der Welt keine Freunde, keine Wärme, keine Liebe und kein Mitgefühl gibt.“ Wir begannen mit Iwan Gusew mitzufühlen. Je mehr wir über seine Lebensgeschichte erfuhren, desto mehr wurde Iwan Gusew für uns zu einem einzigartigen Menschen. Er war sensibel, gebildet, ja ein poetischer Geist. Wir hätten ihn gerne persönlich kennengelernt. Als Jugendliche haben wir viele Wünsche, Ziele und Hoffnungen für die Zukunft, auf ein gutes Leben. All das wurde Iwan Gusew verwehrt.
III. Nadja Truvanova
Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Name ist Raphael Weiß. Ich bin Schüler des Friedrichsgymnasiums in Kassel.
Auf dem Hauptfriedhof in Kassel entdeckten wir den Grabstein von Nadja Truvanova. Nadja Truvanova wurde am 6. August 1926 in Girowograd, der ehemaligen Sowjetunion geboren. Seit Juli 1942 war Nadja in Hessisch Lichtenau in der Nähe von Kassel bei den Textilwerken Karl Anton Henschel als Zwangsarbeiterin gemeldet. Bis 1945 mussten dort etwa 600 Menschen Zwangsarbeit verrichten. Welche Arbeiten die 15-Jährige damals ausgeführt hat, ist nicht bekannt. Am 16. August verstarb Nadja Truvanova an einer schweren Krankheit. Sie wurde nur 17 Jahre alt. Sie war ein ziviles, unschuldiges Opfer des Krieges, eine junge Frau, die sinnlos zu harten Arbeiten gezwungen wurde, um die Kriegswirtschaft am Laufen zu halten. Ihr Schicksal hat uns tief berührt, denn als sie verstarb, war sie genau in unserem Alter. Welches Leid musste sie als Zwangsarbeiterin erfahren haben?
Es ist auch für uns unbedingt notwendig, sich zu erinnern, an den Zweiten Weltkrieg und insbesondere an dessen Opfer. Wer der Millionen von Opfern gedenkt, wer nicht aufhört, das Leid der Menschen im Gedächtnis zu bewahren, erkennt sehr schnell, dass Krieg nie imstande war, Konflikte zu lösen, dass Krieg lediglich Konflikte schafft und unsagbares Leid hervorruft: Erinnern stiftet Frieden und Versöhnung.
Wir alle sind verantwortlich für die Gegenwart ebenso wie für die Zukunft, also auch dafür, die Wiederholung vergleichbarer Geschehnisse für immer zu verhindern. Die Gräber vergangener Kriege mahnen uns, den Frieden zu wahren, um Europa nicht zu verlieren. Diese Mahnung ist bedeutsam und groß, denn sie spiegelt die Würde aller Opfer wider: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, auch über den Tod hinaus!
I. Beschreibung des Projekts
Guten Tag! Mein Name ist Laetitia Grunewald und ich bin Schülerin des Friedrichsgymnasiums der Stadt Kassel.
Am Volkstrauertag gedenken wir aller Opfer von Krieg und Gewalt. Damit wir sie nicht vergessen und immer daran denken, warum sie starben, aber auch daran, dass wir in der Trauer alle vereint sind. Unter der Überschrift der deutsch-russischen Versöhnung haben wir uns, angeregt durch den Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Menschen beschäftigt, die über die verschiedensten Wege aus der Sowjetunion, ihrer Heimat, im 2. Weltkrieg nach Nordhessen kamen und nur selten wieder nach Hause zurückkehrten, da sie hier dem Krieg zum Opfer fielen. Umgekehrt haben sich russische Schüler unserer Partnerschule in Nowy Urengoi mit Biographien deutscher Kriegsopfer in Russland beschäftigt und mit uns ihre Erfahrungen im Austausch über Videokonferenz geteilt. Unsere Erfahrungen und Ergebnisse wollen wir mit einer Internetseite in moderner Form darstellen. Wir hoffen, damit ein der jüngeren Generation entsprechendes Medium gefunden zu haben und somit einen eigenen Zugang zur Erinnerung zu wählen. Die Homepage wird demnächst online einsehbar sein.
Die Menschen, mit denen wir uns beschäftigten, waren Männer und Frauen, junge Menschen kaum älter als wir es jetzt sind, aber auch Familienväter. Mit unserem Projekt möchten wir diesen Personen ein Gesicht geben, die weitab ihrer Heimat starben und deren Familien zu Hause sehnsüchtig auf eine Nachricht warteten. Wir möchten einen Beitrag leisten, dass auch Jugendliche wie wir, für die der 2. Weltkrieg schon so lange her und schon Teil der Geschichte ist, diese Personen kennenlernen, indem wir sie aus der Anonymität einer Zahl holen, Ihnen ein Stück weit ihre Würde zurückgeben und zeigen, dass es hier um den Menschen geht, Individuen, mit ihren eigenen Sorgen und Ängsten. Besonders berührt hat uns die Arbeit der Schülerin Simone Bergmann, die die Feldpostbriefe ihres Urgroßvaters Johann Seidelmann ausgewertet hat und kurz nach der Vollendung ihrer Arbeit mit 20 Jahren starb. Wir können der Familie mitteilen, dass Johann Seidelmann heute auf der Kriegsgräberstätte in Posen sein Grab hat.
Für unser Projekt waren wir als Einstieg auf Kriegsgräberfriedhöfen in Kassel, haben die Biografien erster Kriegsopfer kennengelernt und hatten erste Berührungen mit der Erinnerungskultur für die Kriegstoten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, auf einer Wiese zu stehen und zu wissen, dass das die Gräber einer so großen Zahl von Menschen sind, deren Namen zum Teil nicht einmal bekannt waren, als sie hier beerdigt wurden und auf deren Grabsteinen nur ein „Anonym“ steht.
Stellvertretend, auch für diese Menschen, haben wir uns mit Personen aus der Sowjetunion beschäftigt, deren Namen bekannt waren und die als Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in unsere Region kamen. Dafür nutzten wir die Akten, die es über diese Menschen gab und die zum Teil nicht mehr enthielten als das Geburts- und Todesdatum, teils aber auch fast hundert Seiten dick waren. Von einem Häftling war ein Tagebuch aus seiner Zeit in Gefangenschaft erhalten, von anderen existierten noch Briefe oder ein selbstverfasster Lebenslauf.
Eine besondere Herausforderung war das Lesen der Akten. So mussten wir zum Teil Texte aus dem Tschechischen übersetzen lassen und eine Großmutter half das handschriftliche Sütterlin zu übersetzen. Wir sammelten Informationen auch über die Orte, an denen die Personen inhaftiert waren und Zwangsarbeit leisten mussten. Fanden wir in den Archiven zu manchen Orten ganze Bücher, so gab es zu anderen nicht mehr als den Namen und ein einzelnes altes Foto. Wir suchten in Archiven, besuchten Gedenkstätten und Originalschauplätze, um ein möglichst vollständiges Bild von der damaligen Situation und der Situation der einzelnen Personen zu erhalten.
Durch die Recherche, durch das Eintauchen in die Biographie, in die Erinnerung an diese Person wurden aus Akten, Gräbern, Erinnerungsorten und Begegnungen Menschen. So entfaltete sich vor uns ein Bild von Menschen, die aus der damaligen Tschechoslowakei oder Russland kamen und von Beruf Rechtsanwalt, Lehrer oder Elektro-Mechaniker waren; die zum Teil verheiratet waren und Kinder hatten, um die sie sich vor allem sorgten. Verhaftet wurden sie meist in ihrem Heimatland, angeklagt und verurteilt, oft ohne dass es in den Akten irgendwelche Beweise gab. Sie alle gelangten als Kriegsgefangene nach Nordhessen und leisteten hier Zwangsarbeit.
Fast alle der Personen starben, wie tausend andere auch, bei den Bombenangriffen auf Kassel. Die, welche den Krieg überlebten, freigelassen wurden und in ihre Heimat zurückkehren konnten, setzten sich bis zu ihrem Tod für die Erinnerung ein.
Mit unserem Projekt möchten wir dazu beitragen, dass die Erinnerung wachgehalten wird und der bei uns Gestorbenen gedacht wird. Wir möchten ihre Lebensgeschichte erzählen und freuen uns, dass nun jeder, der möchte, ihre Geschichte erfahren und am Schicksal dieser Menschen Anteil nehmen kann.
II. Persönliche Erfahrungen
Guten Tag! Mein Name ist Jonas Vaupel und ich bin Schüler des Friedrichsgymnasiums der Stadt Kassel.
Vor einigen Monaten hat mir mein Lehrer angeboten, Teilnehmer dieses Projektes zum Thema „deutsch-russische Versöhnung“ zu werden, was mich sofort interessiert hat. Gleichzeitig machte es mich nachdenklich, denn „deutsch-russische Versöhnung" ist ein Thema, mit dem ich als Schüler nicht jeden Tag konfrontiert werde.
Gleich zu Anfang fragten wir Menschen auf der Straße, wie sie über das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland denken. Schnell stellten wir fest, dass fast alle Befragten die Beziehungen beider Länder durch gegenwärtige Entwicklungen, aber auch durch die Vergangenheit als schwierig ansahen. Schließlich mussten wir eingestehen, dass auch wir in Teilen noch Vorurteilen folgten.
Als wir mit der Arbeit an den Biographien begannen, wussten wir noch nicht, wer dieser Mensch war, wussten nicht, wie er lebte und starb. Ein Name war Iwan Andrejewitsch Gusew. Er wurde am 07.11.1914 im Dorf Pupkovo, Kimrskij Raion geboren. Als Offizier der roten Armee wurde er im April 1942 im Krieg bei Vajaz´ma schwer an der rechten Hand verwundet und geriet in deutsche Gefangenschaft.
Daraufhin wurde er im STALAG IX A in Ziegenhain in Nordhessen inhaftiert. Obwohl er vor dem Krieg Jura studiert und als Rechtsanwalt in Russland tätig gewesen war, wurde er im Lager zur Zwangsarbeit als Schuhmacher der lagereigenen Schuhwerkstatt eingesetzt. In Gefangenschaft erkrankte er an Tuberkulose, eine Krankheit, die ihn ein Leben lange nicht mehr loslassen sollte. An Ostern 1945 wurde Iwan Gusew im STALAG IX A in Ziegenhain befreit. Viele Akten lasen wir und besuchten die Orte, an denen Iwan Gusew gelebt hatte.
Wir waren auf der Kriegsgräberstätte auf dem Kasseler Hauptfriedhof und auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof in Trutzhain, die durch das Engagement des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge errichtet wurden und gepflegt werden, ein unerlässlicher Beitrag für das Erinnern und gegen das Vergessen. Dort in der Gedenkstätte stießen wir auf das Tagebuch Gusews über seine Zeit im Kriegsgefangenenlager, ein persönliches Dokument, das Einblicke in seine emotionale und psychische Verfasstheit gewährt. Gusew bezeichnet seine Gefangenschaft als ein „Reich aus Schrecken und Leid“. Hunger, Kälte, Schlafmangel, Dunkelheit und Trostlosigkeit prägen seinen Lageralltag.
Er schrieb an Heilig Abend 1944: „Heute ist in Deutschland Heilig Abend. Draußen herrscht Finsternis. Überall Stacheldraht. Er hat mein ganzez Leben umspannt und die Zeit ist in Chaos erstarrt.- Es scheint, dass der Winter, die Kälte, der Hunger, die Sehnsucht und die Not kein Ende nehmen werden und, dass es in der Welt keine Freunde, keine Wärme, keine Liebe und kein Mitgefühl gibt und nie gab. Die Welt ist in einen Wirbel von Chaos und Zerstörung gestürzt.“ In dieser Gefühlswelt wurde das Tagebuch sein seelisch-moralischer Rückhalt. Am 7. Januar 1945, dem russischen Weihnachtsfest, berichtet er aus dem Lager: „Die russischen Jungen und Mädchen putzen sich heraus. Auf den Straßen hört man das Singen. Das erinnert an die Heimat, die sich weit entfernt hat. Jahre und tausende Kilometer trennen uns jetzt von der Heimat.“
Wir begannen mit Iwan Gusew mitzufühlen. Je mehr wir über seine Lebensgeschichte erfuhren, desto mehr wurde Iwan Gusew für uns zu einem einzigartigen Menschen. Er war sensibel, gebildet, ja ein poetischer Geist. Gerne hätten wir ihn persönlich kennengelernt.
Der Krieg nahm Millionen von Menschen nicht nur ihr Leben, ihre Hoffnung, ihre Sehnsüchte, ihre Heimat, sondern löschte auch ihre Vergangenheit, ihr bisheriges Leben aus. Nichts war mehr, wie es gewesen war. Und das passierte nicht irgendwo, an einem weit entfernten Ort, sondern in der Region, in der wir leben. Durch diesen persönlichen und regionalen Bezug ging uns das Schicksal von Iwan Gusew sehr nah. Als Jugendliche haben wir Wünsche, Ziele und Hoffnungen für die Zukunft, auf ein gutes Leben, all das wurde Iwan Gusew verwehrt.
So kam es aber auch, dass wir uns fest vornahmen, wenigstens einem Menschen wieder ein Gesicht zu geben. Nachdem wir durch die Biografien von so viel Leid und Wut zwischen Deutschen und Russen erfuhren, zeigte uns dies, wie gleich sich doch eigentlich alle Menschen sind. Es ist die universelle Menschlichkeit, die uns eint.
Offenheit, Demokratie, Empathie und Menschlichkeit, das alles sind Ideale, die uns durch das Projekt noch wichtiger geworden sind. Wir wollen in den Menschen nicht mehr die kleinen Unterschiede sehen, die uns unterscheiden, sondern vor allem die großen Gemeinsamkeiten, die uns vereinen. Der Frieden und der Wohlstand, den wir erleben dürfen, ist keine Selbstverständlichkeit und mit diesen Idealen wollen wir ihn wahren. Denn um den heiligen Franziskus zu zitieren:
„Der Krieg ist die Mutter allen Elends, er ist ein großer Wüterich gegen das Leben und die Seele.“
III. Versöhnung über den Gräbern
Guten Tag! Mein Name ist Raphael Weiß und ich bin Schüler des Friedrichsgymnasiums der Stadt Kassel.
Auf dem Hauptfriedhof in Kassel entdeckten wir den Grabstein von Nadja Truvanova. Angeregt durch das Projekt mit dem Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge haben wir begonnen, uns mit dieser Biographie eingehend zu beschäftigen. Wir wollten mehr über die russische junge Frau wissen, welche in unserer unmittelbaren Umgebung so weit von ihrer eigenen Heimat entfernt bestattet wurde.
Nadja Truvanova wurde am 06. August 1926 in Girowograd, der ehemaligen Sowjetunion geboren. Ihre Eltern waren Peter und Ustja Truvanova. Seit Juli 1942 war Truvanova in Hessisch Lichtenau in der Nähe von Kassel bei den Textilwerken Karl Anton Henschel als Zwangsarbeiterin gemeldet. Welche Arbeiten die 15-Jährige damals ausgeführt hat, ist nicht bekannt. Die Fabrik produzierte während des Zweiten Weltkrieges Textilien für die Wehrmacht. Bis 1945 mussten dort etwa 600 Menschen Zwangsarbeit verrichten. Am 16. August 1943 verstarb Nadja Truvanova an einer schweren Krankheit. Sie wurde nur 17 Jahre alt. Sie war ein ziviles, unschuldiges Opfer des Krieges, eine Frau, die sinnlos zu harten Arbeiten gezwungen wurde, um die Kriegswirtschaft am Laufen zu halten. Ihr Schicksal hat uns tief berührt, denn als sie starb, war sie genau in unserem Alter. Welches Leid musste sie als Zwangarbeiterin erfahren haben? Es ist unumgänglich, sich zu erinnern, an den Zweiten Weltkrieg und insbesondere an dessen Opfer. Wer sich erinnert, wer der Millionen von Opfern gedenkt, wer nicht aufhört, das Leid der Menschen im Gedächtnis zu bewahren, erkennt sehr schnell, ja wird davon überzeugt, dass Krieg nie imstande war oder sein wird, Konflikte zu lösen, dass Krieg lediglich Konflikte schafft und unsagbares Leid hervorruft: Erinnern stiftet Frieden und Versöhnung.
Zeitzeugengespräche werden in Zukunft immer weniger Anstoß zur Erinnerung geben können, sondern die Orte, an denen die Schrecken des Krieges stattfanden und an denen die Opfer bestattet wurden oder ihrer gedacht wird. Die uns dabei zukommende Verantwortung wird fortwährend größer werden. Wir selbst stehen nun in der Pflicht, uns wie auch vorhergehende Generationen an die Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern, dem Vergessen entgegenzutreten.
Der immer größere zeitliche Abstand darf für uns kein Hindernis darstellen, weiter über die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges zu forschen, um so nie zuzulassen, dass Täterschaft und damit verbundene Begriffe relativiert werden. Wir alle sind verantwortlich für die Gegenwart ebenso wie die Zukunft, also auch dafür, die Wiederholung vergleichbarer Geschehnisse für immer zu verhindern.
Eine Gesellschaft vergewissert sich ihrer Werte durch die Erinnerung: Menschenrechte, Demokratie, Freiheit. Für die Verteidigung dieser Werte in Europa gilt es sich immer wieder zu bemühen, sich einzusetzen, ja auch sich zu streiten.
Die Gräber vergangener Kriege mahnen uns, den Frieden zu wahren, um Europa nicht zu verlieren. Diese Mahnung ist keineswegs leise und verhalten, sondern spiegelt die Würde aller Opfer wider: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, auch über den Tod hinaus!
Zum Abschluss möchten wir all denen danken, die uns bei diesem so spannenden und erfahrungsreichen Projekt unterstützt und begleitet haben:
Zuerst dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V., der uns dieses Projekt ermöglicht hat für sein Engagement für die Erinnerung und die stete, freundliche und geduldige Hilfe und Förderung. Dann danken wir herzlich der Gedenkstätte Trutzhain und Breitenau stellvertretend für alle Institutionen und Personen, die unsere Arbeit in vielfältiger Weise gefördert haben und hier nun in der Kürze der Zeit keine Erwähnung mehr finden können.
I. Description of the Project
Hello! My name is Laetitia Grunewald and I’m a pupil at the Friedrichsgymnasium grammar school in the city of Kassel.
On Remembrance Day we commemorate all the victims of war and violence; so that we never forget them and always remember why they died and the fact that we are all united in our grief. Under the heading German-Russian reconciliation and inspired by the German War Graves Commission (Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge), we looked at people who left their home in the Soviet Union during World War II and came to northern Hessen by various different means and only rarely returned home because they became victims of war here. On the other side, Russian pupils at our partner school in Nowy Urengoi studied the biographies of German victims of war in Russia and shared their experiences with us via a video conference. We intend to present our experiences and results in a modern format on a website. With this, we hope to have found a medium that appeals to the younger generation and represents our approach to remembrance. The homepage will be available online shortly. The people we looked at were men and women, young people not much older than we are now, but also family men. With our project, we would like to give a face to these people, who died far away from their home and whose families at home desperately waited for news. We want to make sure that young people like us, for whom the second World War seems a long time ago and already part of history, can get to know these people and realise that it’s about the person, individuals with their own worries and fears, by bringing them out from the anonymity of a number and giving them back their dignity. We were particularly moved by the work of the pupil Simone Bergmann, who evaluated her great-grandfather Johann Seidelmann’s field post letters and died at the age of 20 shortly after completing her work. We are able to inform the family that today Johann Seidelmann’s grave is in the war cemetery in Poznan.
To start off our project we visited the war cemeteries in Kassel, got to know the life stories of the first victims of war and had our first contacts with the culture of remembering those killed in the war. It was a strange feeling to stand in a meadow and know that these are the graves of such a large number of people whose names, were not even known when they were buried here and whose tombstones just say “anonymous”. Acting on behalf of these people as well, we looked at people from the Soviet Union, whose names were known and who came to our region as prisoners-of-war or forced labourers. Here we used the files that were available about these people, some of which contained nothing more than the dates of birth and death, whereas others consisted of almost a hundred pages. There was a diary from one of the prisoners about his time in captivity, from others there were still letters or self-composed CVs..Reading the files was a particular challenge. We had to have some of the texts translated from Czech and a grandmother helped with translating the handwritten old German script (Sütterlin). We also collected information about the places where people were imprisoned and subjected to forced labour. In the archives, we found entire books on some places, on other places there was nothing more than the name and a few old photographs. We searched in archives, visited memorial sites and original locations in order to obtain a better picture of the situation of the time and that of individual people.
Files, graves, memorial sites and encounters were transformed into people through research and delving into biographies, into the memory of the person. Thus a picture unfolded before us of the people who came from the former Czechoslovakia or Russia and were lawyers, teachers or electro-technicians; some were married and had children who they worried about. They were usually arrested in their home country, accused and sentenced; often we found no substantive evidence in the files. They all ended up as POWs in northern Hessen and performed forced labour here. Nearly all of these people died during the bombing raids on Kassel as thousands of others as well. Those who survived the war were released and those who could return to their home country advocated remembrance until they died. With our project, we would like to contribute to keeping the memory alive and remember those who died here in our region. We want to tell their stories, and are pleased that now anyone who wants to, can discover their story and be part of these people’s fate.
II. Personal experiences
Hello! My name is Jonas Vaupel and I’m a pupil at the Friedrichsgymnasium grammar school in the city of Kassel.
A few months ago, my teacher asked me to become part of this project on the topic “German-Russian reconciliation”, which I was immediately interested in. At the same time, it made me think because “German-Russian reconciliation” is not a topic that I’m confronted with every day as a pupil. To start with, we asked people on the street what they thought about the relationship between Germany and Russia. We quickly realised that almost all those asked considered the relationships of both countries difficult due to current developments, but also due to the past. Finally, we had to admit that we still had prejudices in certain areas too. When we started working on the biographies we didn’t know who this person was yet, or how he lived and died.
His name was Iwan Andrejewitsch Gusew. He was born on the 7th of November 1914 in the village Pupkovo, Kimrskij Raion. His right hand was seriously injured while fighting in the war near Vajaz’ma in April 1942, as an officer of the red army, and he ended up being captured by the Germans. As a result, he was imprisoned in STALAG IX A in Ziegenhain in northern Hessen. Although he had studied law before the war and was working as a lawyer in Russia, in the camp he was subjected to forced labour as a shoemaker in the camp’s own shoemaking workshop. While in prison, he contracted tuberculosis, an illness that plagued him for the rest of his life. At Easter in 1945, Iwan Gusew was released from STALAG IX A in Ziegenhain. We read many files and visited the places where Iwan Gusew lived. We went to the war grave sites at the main cemetery in Kassel and to the Soviet war cemetery in Trutzheim, which were established through the commitment of the German War Graves Commission (Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge) and are cared for by them, a crucial contribution towards remembering and against forgetting. There in the memorial we came across Gusew’s diary about his time in the prisoner-of-war camp, a personal document which gave insights into his emotional and psychological state. Gusew described his imprisonment as a “realm of horror and misery”. Hunger, the cold, lack of sleep, darkness and hopelessness characterised his every day in the camp. On Christmas Eve of 1944 he wrote: “Today is Christmas Eve in Germany. It is pitch black outside. Barbed wire everywhere. It has surrounded my entire life and time is frozen in chaos. – It seems that winter, coldness, hunger, longing and suffering won’t end and that there is no friend, warmth, love and sympathy in the world and never was. The world has fallen into a vortex of chaos and destruction.” In this world of emotions, the diary became his mental and moral support. On the 7th of January 1945, the Russian Christmas celebration, he reported from the camp: “The Russian boys and girls are getting dressed up. You can hear singing from the street. That reminds me of home, which has become far away. Years and thousands of kilometres separate us from our homeland now.”
We started to sympathise with Iwan Gusew. The more we learnt about his life story, the more we considered Iwan Gusew an extraordinary person. He was sensitive, well-educated, he even had a poetic spirit. We would have liked to have met him personally. The war didn’t only deprive millions of people of their life, their hope, their longings, their home, but also deleted their past, their former life. Nothing was as it had been andnd this didn’t happen just anywhere, in a faraway place, but in the region in which we live. Iwan Gusew’s fate touched us deeply because of this personal and regional reference . As young people we have wishes, goals and hopes for the future, for a good life, all of which were denied Iwan Gusew. However, all of this made us determined to give at least one person a face again. When we learnt about all the suffering and anger between Germans and Russians from the biographies, we realised that all people are actually the same. It’s our universal humanity that unifies us. Openness, democracy, sympathy and humanity, these are all ideals that have become even more important to us through the project. We no longer want to see the small differences in people that separate us, but rather the important things we have in common that unite us. We should not take the peace and prosperity, which we are privileged to experience, for granted and we want to protect them because as St Francis said:
“War is the mother of all misery; it is a great violent destroyer of life and of the soul.”
III. Reconciliation through graves
Hello! My name is Raphael Weiß and I’m a pupil at the Friedrichsgymnasium grammar school in the city of Kassel.
It’s impossible not to remember the Second World War and especially its victims. Anyone who remembers, who commemorates the millions of victims and keeps the suffering of the people in mind will quickly realise, and understand, that war was never nor will it ever be able to resolve conflicts, that war merely causes conflict and produces unspeakable misery: Remembering creates peace and reconciliation.
In the future, talking to witnesses of that time will become less and less of a trigger to remember, but rather it will be the places where the horrors of war occurred and where the victims are buried or commemorated. The responsibility we have in this regard will become ever greater. We now have the duty to remind ourselves as well as previous generations of the time of National Socialism, to make sure it’s never forgotten. We may not let the ever greater lapse of time stop us from continuing our research of the time of National Socialism and the Second World War, so that we never allow collective responsibility and associated terms to be justified. We’re all responsible for the present as well as the future, in other words it’s our responsibility to ensure that comparable events are never repeated.
In the main cemetery of Kassel we discovered the gravestone of Nadja Truvanova. Inspired by the project of the German War Graves Commission (Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge) we started to thoroughly study this biography. We wanted to know more about this young Russian woman, who was buried in our immediate vicinity so far from her own home. Nadja Truvanova was born on the 6th of August 1926 in Girowograd in the former Soviet Union. Her parents were Peter and Ustja Truvanova. From July 1942, she was registered as a forced labourer at the textile factory Karl Anton Henschel in Lichtenau in Hessen near Kassel. It’s not known what type of work the 15-year old had to perform at the time. The factory produced textiles for the army during the Second World War.
Until 1945, about 600 people were forced to work there. Nadja Truvanova died on the 16th of August from a serious illness. She was only 17 years old. She was an innocent civilian victim of the war, a woman who was forced to do hard work for no other reason than to keep the war economy going. Her fate touched us deeply because she was our age when she died. What suffering must she have endured as a forced labourer?
A society affirms its values by remembering: human rights, democracy, freedom. Protecting these values in Europe means constantly making the effort to stand up, even fight for them. The graves of wars gone by remind us to maintain peace in order not to lose Europe. This reminder is by no means quiet and restrained, but reflects the dignity of all victims: “Man’s dignity is untouchable”, even beyond death!
Finally, we would like to thank all those who supported and accompanied us during this exciting and enriching project. First of all, the Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. (German War Graves Commission), which made this project possible for us, for their commitment to remembering and the constant, friendly and patient help and support. Then we also sincerely thank the memorial sites Trutzhain and Breitenau representative of all institutions and persons that supported our work in a multitude of ways and cannot be mentioned here due to time constraints.
I. Описание проекта
Добрый день! Меня зовут Летиция Груневальд и я являюсь ученицей в Фридриховской гимназии города Касселя.
В День Всенародной скорби мы поминаем всех жертв войны и насилия. Мы не должны, не имеем права забывать этих людей, обязаны всегда хранить о них память и помнить о том почему они погибли. Мы также должны помнить о том, что горе и скорбь объединяют всех нас. Руководствуясь целями и задачами германо-российского примирения, мы – с помощью Народного Союза Германии по уходу за военными могилами – изучали судьбы людей, которые во время Второй мировой войны разными путями прибыли к нам, в северные регионы земли Гессен (сегодняшней Федеративной Республики Германии), из Советского Союза. Мало кто из этих людей возвратился домой, на свою родину, ибо они стали жертвами войны здесь, в Германии. Со своей стороны, российские ученики нашей школы-партнёра в Новом Уренгое занимались изучением судеб немецких жертв войны в Российской Федерации. Посредством видеоконференции мы обменялись опытом с нашими российскими сверстниками. Мы хотели рассказать о своём опыте и своей работе в современном формате на интернет-сайте. Мы надеемся, что молодое поколение нашло соответствующее духу времени средство коммуникации, и, таким образом, обрело собственный подход к непростому вопросу поминовения и памяти. Данная домашняя интернет-страница скоро появится в сети, её сможет увидеть каждый желающий.
Люди, чьи судьбы мы изучали, были разными по возрасту, мужчины и женщины, молодые люди, едва ли старше нас самих, но среди них были и отцы семейств. Целью нашего проекта является то, чтобы у этих – доселе безымянных людей – появились имена. Они умирали вдали от своей родины, а их измученные тоской семьи дома ждали от них хоть какой-либо весточки. Мы хотим внести свой вклад в то, чтобы современные юноши и девушки (наши сверстники и сверстницы), которые не знают и не могут знать Второй мировой войны по собственному опыту, для которых эта война является частью истории, узнали о судьбах изучаемых нами людей. В нашей работе основной задачей было то, чтобы судьбы конкретных людей были выявлены и представлены общественности, чтобы они (судьбы) были извлечены из анонимного круговорота и потока необозримых общих цифр. Мы возвратили этим людям часть их достоинства, показали, что речь идёт о людах, индивидуальностях, со своими заботами и переживаниями. Особо тронула нас работа ученицы Зимоне Бергманн, она изучила и проанализировала письма своего прадеда Йоганна Зайдельманна (отправленные им полевой почтой). Вскоре после завершения этой работы девушка умерла, ей было всего 20 лет. Сегодня мы можем сообщить родственникам Йоганна Зайдельманна, что он захоронен на немецком воинском захоронении в Познани (в Польше).
Когда мы начинали работать над этой темой, знакомились с биографиями первых (изучаемых нами) жертв войны, то у нас состоялись первые соприкосновения с культурой поминовения погибших на войне людей. Это несколько странное и особое чувство, когда стоишь на лужайке или поляне и одновременно знаешь о том, что здесь находятся могилы большого числа людей. Многих из них хоронили в безвестности, не указывая имён, на могилах было лишь написано «неизвестный» или «неизвестные». Памятуя о судьбах этих людей, мы занимались изучением жизненного пути советских граждан, чьи имена были известны. Речь идёт о военнопленных и так называемых «восточных рабочих» (граждане СССР, которые были вывезены в Германию для выполнения принудительных работ), которые находились во время войны в нашем регионе. Мы изучали архивные документы, которые составлялись на этих людей. Получалось так, что многие вышеназванные архивные материалы содержали информацию, которая не простиралась за пределы даты рождения и даты смерти отдельного человека. Иногда встречались документы (по некоторым людям), где имелось более сотни страниц. От одного узника гитлеровских лагерей сохранился его личный дневник - о времени его нахождения в заключении, имелись письма, составленная самим узником автобиография.
Особую трудность представляло само прочтение архивных документов. Получилось так, что часть текстов нам пришлось переводить с чешского языка, а одна бабушка (ученика/ученицы) помогала нам в расшифровке старого немецкого рукописного текста (виной был устаревший шрифт). Мы также собирали информацию о местах заключения этих людей, где они выполняли принудительные работы. Если по некоторым населённым пунктам/местностям мы находили целые кипы документов, то по другим имелись лишь названия и одна старая фотография. Мы занимались поисками в архивах, посещали музеи, мемориалы и места событий тех лет. Нам было важно составить как можно более полную картину тогдашней ситуации и положения того или иного конкретного человека.
Изучение документов, «погружение» в биографии отдельных людей, архивные данные, места захоронения, поминовения, памяти, всё это помогало нам преодолевать порог анонимности, и люди вновь обретали свои имена. Таким образом, мы постепенно собирали общую картину и представление о людях, которые были родом из России или тогдашней Чехословакии. У них были разные профессии: адвокаты, учителя или электромеханики; некоторые из них были семейными и у них имелись дети, о которых они, прежде всего, заботились. Но арестовывали этих людей чаще всего в их родной стране. Их обвиняли, а затем и осуждали (в судебном порядке) к различным срокам заключения, притом, в документах не имелось каких-либо доказательств их вины. В качестве военнопленных они попадали в северные регионы земли Гессен, здесь их использовали на принудительных работах.
Почти все из этих людей погибли, как и тысячи других, во время бомбардировок Касселя союзной авиацией. Те, кто пережил войну, был освобождён и смог возвратиться на родину, до конца своих дней старались сохранить память о своих погибших товарищах.
Своим проектом мы хотим внести свой вклад в дело сохранения памяти, чтобы всегда помнили о судьбах погибших в нашем регионе людей. Мы хотим рассказать историю жизни этих людей и рады тому, что любой желающий может узнать об этом и (если желает) внести свой вклад в осуществление проекта.
II. Личный опыт
Добрый день! Меня зовут Йонас Ваупель и я являюсь учеником Фридриховской гимназии города Касселя.
Несколько месяцев тому назад учитель нашей школы предложил мне стать участником проекта «германо-российское примирение», что сразу же вызвало мой интерес. В то же время, я задумался о том, что сама тема «германо-российского примирения» не представляет собой вопроса с которым я бы сталкивался ежедневно.
В самом начале (осуществления проекта) мы спрашивали людей на улицах Германии, что они думают о взаимоотношениях России и Германии. Мы сразу должны были констатировать, что почти все опрашиваемые лица оценивают отношения двух стран, учитывая текущее развитие международной обстановки, а также и прошлое, как непростые. В конце концов, мы вынуждены были признать, что в некоторых случаях присутствует и некоторое предубеждение по отношению к России. Когда мы начали работать с биографиями, мы не знали, кем был изучаемый нами человек, не знали, как он жил и как умер.
Его звали Иван Андреевич Гусев. Он родился 7 ноября 1914 г. в деревне Пупково Кимрского района (Тверской области). Будучи офицером Красной Армии, он получил тяжёлое ранение правой руки в боях под Вязьмой в апреле 1942 г. и попал в немецкий плен. Он находился в лагере военнопленных ШТАЛАГ IX A (в посёлке Цигенхайн) в северной части сегодняшней земли Гессен (Федеративной Республики Германии).
До войны Иван Андреевич изучал право/юриспруденцию и работал адвокатом в Советском Союзе, но в лагере его направили на принудительные работы, и он трудился сапожником/обувщиком в лагерной сапожной/обувной мастерской. В плену Иван Андреевич заболел туберкулёзом, и эта болезнь преследовала его потом всю оставшуюся жизнь. На пасху 1945 г. Иван Андреевич Гусев был освобождён союзниками из лагеря ШТАЛАГ IX A (в посёлке Цигенхайн).
Мы прочитали много архивных документов и посещали места, где проживал Иван Андреевич Гусев. Мы были на советском воинском захоронении на главном гражданском кладбище Касселя, а также на советском солдатском кладбище в Трутцхайне. Вышеназванные захоронения были обустроены благодаря Народному Союзу Германии по уходу за военными могилами (который также осуществляет уход за данными кладбищами). Это является важным вкладом в дело памяти и поминовения, против забвения уроков истории.
Посетив мемориал, мы обнаружили дневник Ивана Андреевича Гусева, где он описывает то, что происходило с ним в лагере военнопленных. Данный дневник – это сугубо личный документ, который даёт представление об эмоциональном и психическом состоянии человека, находящегося в нечеловеческих условиях. Иван Андреевич Гусев описывает свой плен, как «царство ужаса и страданий». Лагерные «будни» характеризуют голод, холод, постоянное недосыпание, кромешная темнота, полная безнадёжность и отчаяние. Иван Андреевич пишет в день рождественского сочельника 1944 г. «Сегодня в Германии празднуют сочельник. На улице царит полная темень, не видно ни зги. Везде колючая проволока. Она опутала всю мою жизнь, время застыло в хаосе. Создаётся ощущение, что зима, холод, голод, тоска, страдания и нищета не окончатся никогда, что в этом мире нет ни друзей, ни человеческой теплоты, ни любви, ни чувства сострадания, сопереживания, что всего этого никогда и не было на свете. Мир погрузился в водоворот хаоса и разрушения».
Учитывая такое подавленное состояние и гнетущую атмосферу окружающей действительности, дневник стал для Ивана Андреевича морально-психологической поддержкой, своеобразной отдушиной. 7 января 1945 г. – в день православного рождества – он пишет из лагеря: «Русские юноши и девушки прихорошились. На улицах слышно песнопение. Всё это напоминает мне родную страну, которая находится так далеко. Годы и тысячи километров сейчас отделяют меня от моей страны».
Мы начали сопереживать Ивану Андреевичу Гусеву. Чем больше мы узнавали о его судьбе, тем больше Иван Андреевич представлялся нам уникальным в своём роде человеком. Он был очень чувствителен, образован, склонен к поэзии. С удовольствием мы бы познакомились с ним лично.
Война отобрала у миллионов людей не только их жизни, но и их надежды, желания и стремления. Война безжалостно лишала этих людей родины, она зачёркивала их прошлое, их предыдущую жизнь. Ничто более не напоминало прошлую жизнь. И всё это происходило не где-нибудь в далёком краю, а у нас, в нашем регионе, где мы сегодня живём. Благодаря такому глубоко личному восприятию и тому факту, что Иван Андреевич Гусев проживал в нашем регионе, судьба этого человека воспринимается нами очень близко к сердцу. Мы, юноши и девушки, имеем свои пожелания, цели и надежды на будущее. Мы надеемся на лучшую жизнь, которой Иван Андреевич Гусев был насильственно лишён.
Вот так и получилось, что мы твёрдо решили, чтобы хотя бы у одного человека, доселе неизвестного, появилось собственное лицо. Благодаря изучению различных биографий, мы узнали о такой бездне страданий и ненависти, которая пролегла между немцами и русским, что, собственно говоря, это показало нам лишь то, что все люди на земле похожи друг на друга. Ведь именно универсальный гуманизм и человечность объединяют всех нас.
Открытость, демократия, сопереживание, сострадание и человечность – в ходе работы над проектом эти идеалы стали нам ещё ближе. Мы не желаем видеть то немногое, что отличает и разделяет людей друг от друга. Мы хотим видеть те общие черты, которые характеризуют и объединяют всех нас. Нам суждено жить во времена мира и благосостояния, но это не следует воспринимать как некую данность. Мы желаем мира и благополучия, сохраняя верность идеалам, о которых мы говорили. Здесь уместно напомнить высказывание святого Франциска Ассизского: «Война – мать всех несчастий, это большой и страшный злодей, который губит жизни и души людей».
III. Примирение над могилами
Добрый день! Меня зовут Рафаель Вайсс и я являюсь учеником Фридриховской гимназии города Касселя.
Настоятельно необходимо помнить о событиях Второй мировой войны, особо следует помнить о жертвах той войны. Тот, кто поминает миллионы жертв войны и насилия, кто не прекращает в своих мыслях сохранять о них память, тот быстро поймёт, более того, придёт к убеждению, что война никогда не была и не может быть способом разрешения конфликтов. Войны лишь порождают конфликты, они являются причиной неслыханного горя и страданий. А память и поминовение стоят у истоков мира и примирения.
Встречи с живыми свидетелями военных лет всё больше и больше будут уходить в прошлое. В будущем важную роль будут играть места, где происходили значимые события военной поры и захоронены жертвы военных лет, соответственно места поминовения погибших людей. Лежащая на нас ответственность будет всё более и более возрастать. Мы сами, как и предыдущие поколения, обязаны напоминать молодёжи, будущим поколениям об ужасах нацизма. Мы должны сохранить память о событиях тех лет, не допустить забвения.
Всё возрастающее временное расстояние не должно представлять для нас препятствия и нам следует и дальше изучать историю господства нацизма и Второй мировой войны. Это нужно для того, чтобы вопросы вины, причастности к преступлениям и схожие понятия никогда более не ставились под сомнение. Мы все в ответе за настоящее, как и будущее. Таким образом, на нас лежит ответственность за то, чтобы такие события, как господство бесчеловечной идеологии нацизма и войны, более никогда не повторялись.
На главном гражданском кладбище города Касселя мы обнаружили могильную плиту Нади Труфановой. Благодаря участию в проекте Народного Союза Германии по уходу за военными могилами, мы начали более подробно заниматься биографией этой девушки. Мы хотели узнать подробности жизни этой молодой девушки из Советского Союза. Она оказалась в нашей стране, в нашем регионе, её могила расположена вдали от родной страны.
Надя Труфанова родилась 6 августа 1926 г. в городе Кировограде (Украина) в бывшем Советском Союзе. Родителей Нади звали Пётр и Устинья Труфановы.
С июля 1942 г. Надя Труфанова работала в городе Хессиш-Лихтенау (недалеко от города Касселя) на текстильном предприятии Карла Антона Хеншеля, будучи «восточной рабочей» (угнанной на принудительные работы в Германию). Наде Труфановой было тогда 15 лет. Мы не знаем какой вид работ она выполняла на фабрике. Но нам известно то, что данное предприятие во время Второй мировой войны производило текстильные изделия для Вермахта.
До 1945 г. на данном предприятии работало 600 человек, которые были принудительно угнаны в Германию. 16 августа 1943 г. Надя Труфанова скончалась от тяжёлой болезни. Ей исполнилось всего 17 лет. Она являлась гражданской жертвой той войны и безвинно погибла в те страшные годы. Девушка Надя Труфанова была вынуждена трудиться в поте лице, чтобы военная промышленность Германии продолжала и дальше работать на проигранную Германией войну.
Судьба этой девушки глубоко потрясла нас, ведь она умерла в том возрасте в котором мы находимся сегодня. Сколько же горя она перенесла как «восточная рабочая» (принудительно угнанная в Германию)!
Любое человеческое общество подтверждает свои нравственные ценности поминовением и памятью. Речь идёт о правах человека, демократии, свободе. Обязательно следует приложить свои силы к тому, чтобы защитить данные ценности в Европе. И не только защитить, за сохранение этих ценностей следует спорить и бороться. Могилы минувших войн напоминают нам о том, что следует хранить мир, чтобы мы сохранили Европу такой, какой она есть сегодня. Этот призыв должен звучать громко и с достоинством, ведь утверждая эти ценности, мы тем самым воздаём дань памяти жертвам войн и насилия. «Человеческое достоинство неприкосновенно», это определение действует и за пределами физического бытия людей!
Завершая, хотел бы поблагодарить всех тех, кто оказывал нам помощь и содействие при осуществлении данного крайне познавательного и очень интересного проекта.
В первую очередь, благодарю Народный Союз Германии по уходу за военными могилами, который предоставил нам возможность для осуществления проекта, за его неустанную, дружескую и терпеливую помощь и содействие. Также благодарим мемориальные музеи в Трутцхайне и Брайтенау, всех сотрудников данных музеев, мемориалов, которые различными способами содействовали нашей работе и о которых мы не можем рассказать здесь более подробно по причине недостатка времени.