Zwangsarbeit bei Henschel in Kassel

von Hannah Dietzel und Luna Ponelies


Zur Zeit des Nationalsozialismus gab es zusätzlich zu der generellen Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung auch die Zwangsarbeit. Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Deutschen Reich mehrere Millionen Menschen unter Androhung brutaler körperlicher Strafen bis zur Misshandlung und unter unmenschlichen Haftbedingungen zur Zwangsarbeit gezwungen, meist Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und Zivilpersonen der besetzten Gebiete; Sie mussten die fehlenden Arbeiter, die im Krieg waren, ersetzen und vor allem die Kriegsproduktion aufrechterhalten. Besonders in Osteuropa wurden sie großenteils mittels Razzien rekrutiert. Die sowjetischen Zwangsarbeiter wurden als Ostarbeiter bezeichnet. Auch in Kassel mussten viele Menschen den Horror der Zwangsarbeit erleben.

Eines der größten Unternehmen der Zwangsarbeit in Kassel war Henschel&Sohn. Diese Firma stellte u.a. LKWs und Panzer her. Aber auch die Textilfirma von Henschel und andere größere Betriebe betrieben Zwangsarbeit. Ab 1939 überstieg die Anzahl der Zwangsarbeiter in Kassel noch nicht die 2000, von 1943 bis Kriegsende stieg die Anzahl allerdings auf 22.000 an.

Die Leiter der Betriebe mussten erst die Zustimmung der SS und der DAF erhalten, um an ihre Position zu gelangen.

Die Zwangsarbeiter waren meist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Männer und Frauen waren in den Lagern getrennt und es gab keine Ehen zwischen den Zwangsarbeitern waren gesetzlich verboten und wurden mit harten Strafen belegt.

Das Leben der Zwangsarbeiter war sehr hart. Wir können es uns heute nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie groß das Leid dieser Menschen gewesen sein muss. Sie mussten in der Woche ungefähr 60 Stunden arbeiten und meist den halben Sonntag. Allerdings konnten die Arbeitszeiten schwanken. Polen und Sowjetbürger waren nicht vor der Willkür der Betriebsleitungen geschützt und somit konnte es auch passieren, dass die 60 Stunden zu einem Minimum wurden. Der Lohn der Zwangsarbeiter schwankte zwischen 20 und 70 Pfennigen. Den niedrigsten Lohn bekamen die Sowjetbürger, den höheren die aus den westlichen Ländern. Allerdings war dieser Lohn versteuerungspflichtig, sodass am Ende fast kein Geld mehr übrig war.

Die Umstände in den Betrieben waren unmenschlich. Zwangsarbeiter wurden mit der „Leistungsernährung“ gequält. Sie wurde erstmals 1942 für Russen eingeführt. Später galt die Leistungsernährung allerdings auch für alle anderen Ausländer. Die Nahrung war prinzipiell immer knapp für die Zwangsarbeiter. Mit Einführung der „Leistungsernährung“ bekamen die Zwangsarbeiter allerdings nur noch so viel Nahrung, wie sie in den Augen der Betriebsleitung für ihre Arbeit verdient hatten. Es hieß: Nahrungsentzug für nicht erbrachte Leistung. Manche Menschen versuchten den Zwangsarbeitern Essen zu liefern. Dies sollte allerdings hoch bestraft werden und fand somit illegal statt.

Die Zwangsarbeiter bekamen keine Kleidung. Ihre Kleidung war verlumpt und dreckig, da es keine Reinigung gab und die meisten täglich ihre Kleidung trugen mit welcher sie erstmals in das Lager kamen. Anfangs wurde manchen Sowjetbürgern und Polen Kleidung versprochen, um ihnen Hoffnung zu machen und sie anzulocken, was allerdings nur Spott war.

Die Umstände in den Lagern, in welchen die Zwangsarbeiter untergebracht wurden, waren unzumutbar. Es war keine Hygiene vorhanden und Krankheiten konnten sich leicht ausbreiten. Vor allem die Typhus-Epidemie stellte ein großes Problem dar. Es gab kaum Waschräume und auch die Schlafplätze ähnelten denen aus den Konzentrationslagern. Das Lager war eingezäunt und das Verlassen war wenn überhaupt nur mit bewaffneten Truppen möglich. Außerdem waren die Lager nicht vor Luftangriffen geschützt und somit besonders gefährdet.

In den Betrieben herrschte brutaler Terror. Die Zwangsarbeiter waren täglich nicht weit von einer Deportation in ein Konzentrationslager entfernt. Den kleinsten Fehltritt nahmen die Betriebsleiter als Anlass die Arbeiter in ein Vernichtungslager zu schicken. Die Betriebsleiter waren der Meinung, dass der Terror wichtig für die Arbeit war.

Am grausamsten wurden die Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion behandelt. Sie bekamen den wenigsten Lohn, die wenigste Nahrung und waren auch sonst der Betriebsleitung hilflos ausgeliefert. Ihnen war so gut wie alles verboten und auch das Verlassen des Lagers war undenkbar.

Zwangsarbeiter wurden täglich mit dem Tod konfrontiert. Es herrschten unvorstellbare Umstände und man kann nur hoffen, dass all dies nicht wieder vorkommen wird.