Der Start unserer Projektarbeit – Besuch des Hauptfriedhofes und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge
von Lara Müller und Rebekka Thiele
Wir, die Geschichtswerkstatt des Jahrgangs Q2 des Friedrichsgymnasiums Kassel, bekamen am Montag, dem 25.04.17 eine Einführung in unser Projekt anlässlich des Volkstrauertages 2017. In unserem Projekt möchten wir Biographien russischer Gastarbeiter aufarbeiten.
Zuerst bekamen wir eine geschichtliche Einführung und sammelten unser Vorwissen über die Zeit des NS-Regimes und des zweiten Weltkriegs. Besondere Aufmerksamkeit widmeten wir dabei den Geschehnissen in der Stadt Kassel, wie zum Beispiel dem Bombenangriff, was für uns alle sehr lehr- und erkenntnisreich war.
Danach machten uns bei – ein Glück - strahlendem Sonnenschein auf dem Weg zum Kasseler Hauptfriedhof, um mit moderner Technik von Tablets historische Ereignisse und Gräber zu erkunden. Los ging die Erkundungstour! In Gruppen besichtigten wir einmal quer über den Hauptfriedhof alle wichtigen historischen Orte, wie beispielsweise das Gräberfeld der Soldaten oder das der Bombenopfer. Dabei half uns eine App, die uns Aufgaben stellte, so gaben wir beispielsweise Statements zur Gestaltung des Friedhofs und der einzelnen Gräberfelder ab und beschäftigten uns auch mit Biographien und damit verbundenen Einzelschicksalen, was uns auch einen ersten Einblick darüber gegeben hat, was in unserem Projekt alles auf uns zukommen könnte. Nach ungefähr zwei Stunden war die Erkundung zu Ende und alle Gruppen trafen wieder heil zusammen. Nach einer kurzen Mittagspause versammelten wir uns wieder im Scheidemann-Haus und sprachen, verglichen und diskutierten über die Ergebnisse aller Gruppen. Ganz am Schluss wurde es für uns alle dann nochmal spannend, da wir die Biographien untereinander verteilten, an denen wir in nächster Zeit arbeiteten.
Vielen Dank für einen lehrreichen Tag an Herrn Jost für einen sehr gelungenen Auftakt unseres Projekts. Außerdem möchten wir dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für die Ermöglichung des Projekts und unseren Lehrern Herrn Mallm und Herrn Stute für ihre Begleitung während des gesamten Projekts danken.
Meinungsumfrage
von Simon Käse und David Krengel
m Rahmen des Volkstrauertagsprojekts zum Thema der deutsch-russischen Versöhnung kamen wir auf die Idee, eine Umfrage zu diesem Thema zu starten, um uns einen Überblick zu verschaffen, wie weit diese Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg vorangeschritten ist. Schließlich war die UdSSR der ideologische Hauptfeind des NS-Regimes. Aber nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in den letzten Jahren gab es immer wieder Spannungen zwischen Deutschland und Russland.
Um dieser Thematik auf den Grund zu gehen, suchten wir uns einfache Fragen aus, die wir der Kasseler Bevölkerung stellen können. Die Teilnehmer wurden von uns zufällig in der Kasseler Innenstadt ausgewählt und wir haben dabei lediglich auf das Verhältnis von jung und alt geachtet.
Sehen Sie das aktuelle Verhältnis als angespannt?
Welche negativen Vorurteile gegenüber Russen kennen Sie?
Jung (ca. 20–40) | Alt (ca. 40+) |
---|---|
Wodka | Grob, Alkohol |
Brutal, klauen | Kommunismus |
Reiten auf Bären | Bär |
Whisky statt Leitungswasser | sehr viele |
Provozieren mit militärischer Stärke | Großmachtstreben |
Zuhälter | „Untermenschen“ (Bezug auf Hitler, der diesen Begriff gebrauchte) |
Jogginganzug | Putin = „Machtmacho“ |
Kassel bombardiert |
Kennen Sie Gedenkstätten in Kassel zum Zweiten Weltkrieg?
So fern und doch so nah – Eine minimal zeitverzögerte Unterhaltung zwischen Russen und Deutschen
von Lara Müller
An einem Montagmittag, direkt nach unseren Herbstferien, trafen wir 16 Schülerinnen und Schüler der Q3 uns zusammen mit Herrn Mallm, Herrn Stute und Herrn Rehm, der dankenswerterweise dafür gesorgt hat, dass die Technik bestmöglich funktioniert.
Anlass dafür war ein Projekt der Geschichtswerkstatt unter dem Arbeitstitel „Deutsch-Russische Versöhnung“. Dieses Projekt wird am Volkstrauertag im Bundestag während der dortigen Sitzung präsentiert werden. Dazu werden sowohl russische Schüler aus unserer Partnerschule in Novy Urengoi als auch wir eine Rede halten. Denn wir deutschen Schülerinnen und Schüler beschäftigten uns mit Biographien und dem Leben sowjetischer Zivilisten und Kriegsgefangener, die in Kassel starben und größtenteils auf dem Zentralfriedhof begraben sind. Die russischen Schülerinnen und Schüler nahmen tausende Kilometer in Kauf, um ebenfalls Gräber deutscher Soldaten, die im Krieg gefallen sind, zu besuchen und mehr über sie herauszufinden.
Um uns vor unserem Treffen in Berlin auszutauschen, haben wir eine einstündige Skypekonferenz mit drei russischen Schüler und ihrer Lehrerin einberufen. Um die sprachliche Barriere zu überwinden, dolmetschten die Schülerinnen Nicole Fedoreeva, Jana Kaiser und Anastacia Telichko aus der Q2. Vielen Dank dafür!
Nachdem wir uns gegenseitig ein Teil unserer Ergebnisse vorgestellt hatten, stellten wir uns Fragen und es kam schnell zu einem regen Austausch. Dabei stellten wir fest, dass unsere Arbeit an den Biographien weitestgehend ähnlich verlief. So hatten wir alle anfangs mit dem Problem der Informationsbeschaffung zu kämpfen, wobei beide Seiten dankenswerterweise vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterstützt wurden. Außerdem haben wir auch festgestellt, wie ähnlich wir Jugendliche uns sind. Beispielsweise haben wir fast alle auch einen persönlichen Bezug zu unserem Projekt. Viele kennen noch ihre Urgroßeltern oder Großeltern, die während des zweiten Weltkrieges gekämpft oder hart gearbeitet haben. Einige haben auch mit ihnen darüber gesprochen.
Besonders berührt hat uns, dass die Lehrerin der russischen Schüler erst durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und unser Projekt herausgefunden hat, wo ihr Großvater, der im Krieg starb, begraben ist. Nun hat sie vor, sein Grab zu besuchen.
Unser interessantes Gespräch endete mit einem gemeinsamen Plädoyer für den Frieden. Durch unser Projekt wurde uns klar verdeutlicht, dass jeder Krieg und jeder Konflikt schwerwiegende Folgen für Individuen hat. Es wird vielen Menschen geschadet. Diese Menschen bauen sich selbst ihr Leben auf, so wie wir momentan. Der ganze Aufbau wird durch einen Krieg, indem zum Beispiel man selbst oder ein Mensch stirbt, der einem nahesteht, auf einmal heruntergerissen.
Eine unserer Biographien beschäftigte sich mit einem 17-jährigen Mädchen aus der Sowjetunion, das Zwangsarbeit in Kassel leisten musste und während eines Luftbombenangriffes ums Leben kam. Sie war also in unserem Alter als sie wegen des Kriegs starb. Deswegen finden wir alle – ob russische oder deutsche Schüler – es so wichtig, die Erinnerungskultur aufrechtzuerhalten, damit wir an alle appellieren können, nie wieder einen Krieg anzufangen. Ein Krieg begräbt unendlich viele Einzelschicksale unter sich.